Für mich stand der diesjährige Welttag des Buches, neben einer Bücherverlosung auf Facebook, ganz im Zeichen einer Lesenacht im Kinderheim St. Alban am Ammersee. Am 26. April war es nun endlich soweit und die Vorfreude auf unseren zweiten Abend war auf beiden Seiten wohl sehr groß. Die Jugendlichen im Alter von 13 bis 17 Jahren waren neugierig auf neue Bücher und die Neuigkeiten, die wir von der Buchmesse in Leipzig mitgebracht hatten.
Zwei große Themen hatten wir uns selbst vorgegeben. „SELECTION“ und St. Alban – das ist eine ganz eigene Geschichte, die mich vor wenigen Tagen zum Raily-Experiment veranlasst hatte, denn ich wurde tatsächlich von den Jugendlichen im Kinderheim dazu verführt, die ersten beiden Teile dieser Trilogie zu lesen. Ich wollte auf Augenhöhe sein, wenn wir über die Fortsetzung diskutieren… und ich war es! Und wie ich das war…
Darüber hinaus wollten wir den aktuellen Roman „Letztendlich sind wir dem Universum egal„ vorstellen und herausfinden, wie das besondere Thema und die ungewöhnliche Ausgangssituation der Story bei Jugendlichen ankommen. Täglich in einem neuen Körper erwachen, sich in immer neuen Rollen zurechtfinden und sich dabei auch noch unsterblich verlieben. Wir waren fest davon überzeugt, dass wir mit diesem Buch einen perfekten Roman für Jungs und Mädels in diesem Alter im Gepäck haben.
Also nehmt bitte Platz, kuschelt euch aufs große Lesesofa, legt euch in einen gemütlich Lese-Sitz-Sack, sucht euch ein paar weiche Lesekissen aus und folgt uns in eine lustige, emotionale und facettenreiche Lesenacht. Nehmt am großen Casting von Selection teil und drückt euch selbst die Daumen, dass unser Universum es euch erlaubt, morgen in eurem eigenen Körper wach zu werden.
Wer weiß, was nach solchen Lesenächten passiert und ob auch jeder Prinz seine Prinzessin findet, oder O-Ton gestern Abend: „Gibt doch auch Jungs die gerne Prinzen finden würden!“ (Warum nicht…)
Der Einstig in „Selection“ war denkbar einfach. Ich erzählte kurz von meinem Experiment, die Bücher selbst zu lesen und von den sehr lustigen Kommentaren in der S-Bahn, als man mich mit diesen Covern in der Hand beobachtete. Als sich das Gelächter langsam beruhigte, war natürlich die Freude über „Die Elite“ groß, die Fortsetzung hatte dank des Sauerländer Verlages den Weg ins Kinderheim gefunden. Aber nicht nur das. Auch die besonderen Lesezeichen, die Grit Kästing mir für diesen Abend geschickt hatte, ernteten ein bewunderndes „Aaaaahhhh“ und „Oooohhh“ und die Begeisterung war groß.
Sofort wurden Lesezeichen mit Selection-Taschenspiegeln vereint… denn – unglaublich, aber wahr – einige der jungen Damen hatten sich diese Spieglein auf dunklen Kanälen (auch Buchhandlung genannt) schon besorgt und präsentierten die kleinen Schmuckstücke voller Stolz. Es musste nur eine Frage gestellt werden, um eine lange und wundervolle Diskussion in Gang zu setzen: „Was hat euch an Selection gefallen?“
Acht Selection-Leserinnen waren anwesend und die Aufzählung der positiven Seiten dieser Trilogie nahm kein Ende. Sympathien, wundervolle Zitate, traumhafte Situationen und alle nur denkbaren Gefühle, die das Lesen begleiten wurden ins Feld geführt und endlich konnte ich mitreden. Es ist mehr als nachvollziehbar, warum dieser Roman seine Leserinnen (und mich) fesselt und nicht mehr los lässt. Man nimmt selbst eine der Rollen ein und versucht sich vorzustellen, wie man selbst handeln und denken würde. Und wem man letztlich sein Herz schenkt.
Die Vorfreude auf den letzten Teil ist enorm und als ich das Cover des Schlussbandes „The One“ präsentierte, war die Begeisterung zu fühlen. Das weiße Kleid, der Titel und der Blick von America Singer auf dem Buchcover – all das verleitete uns dazu, über das mögliche Ende zu spekulieren. Und die Information, dass bereits im Herbst ein besonderes Buch erscheint, um die Wartezeit zu verkürzen, rief mehr als Begeisterung hervor.
„Selection – Stories„ – Kurzgeschichten aus Sicht von Aspen Leger und Prinz Maxon mit viel Hintergrundmaterial werden auch im Sauerländer Verlag erscheinen und ich hatte das englische Original schon dabei, um einen ersten Einblick zu ermöglichen. Die Zukunft der Lesenächte in St. Alban scheint gesichert, denn Selection wird uns noch länger beschäftigen. Wir haben gestern übrigens „unser“ Ende der Trilogie erfunden und wir werden überprüfen, ob die Autorin den Gedanken folgen möchte. So sieht es aus:
- America Singer heiratet Prinz Maxon Shreave
- Aspen Leger stirbt
- Das Kastensystem im Königreich wird abgeschafft
- König Clarkson Shreave stirbt
- Die Rebellion bricht in sich zusammen
Und als wir das alle gemeinsam und vielstimmig so beschlossen hatten, meldete sich eine einzelne Stimme zu Wort und sagte nur: „Oder vielleicht doch ganz anders…“ (Wir hoffen inständig, dass der Roman nicht mit diesen magischen Worten endet!)
Es bleibt festzuhalten, dass Selection eine absolut beeindruckende Jugendbuchreihe ist, die ihre Leserinnen (und mich) tief in die Handlung saugt und nicht mehr los lässt. Die sozialkritische Botschaft kommt an und die Charaktere binden emotional. Was will man mehr von einem Buch? Wir werden bald die Kurzgeschichten lesen und dann das weiße Traumkleid zu finalen Showdown anziehen… (ich bevorzuge jedoch Hosen!).
Im zweiten Teil der St. Alban-Lesenacht widmeten wir uns einem Jugendbuch, das seine Leser erst finden sollte. „Letztendlich sind wir dem Universum egal“ von David Levithan aus dem Hause Fischer FJB hat uns bereits in seinen Bann gezogen und nachhaltig beschäftigt. Auch lange nachdem wir das Buch geschlossen haben, denken wir darüber nach, was es bedeuten würde, täglich in einem neuen Körper zu erwachen, sich täglich in ein neues Leben zu finden und dabei zu wissen, dass man nur einen Tag bleiben kann, bevor die Reise weitergeht.
Nachdem ich einige Passagen vorgelesen und die Rahmenhandlung beschrieben hatte, sprudelten bereits die Fragen und Vermutungen. Allein der Gedanke, dies könnte wirklich passieren, verleitet zu Gedankenspielen und fordert interessante Gespräche heraus. In welchem Körper möchte man gerne erwachen – in welchem auf keinen Fall? Was, wenn man sich dann verliebt und jemanden davon überzeugen muss, dass nur das wahre Innere zählt und Äußerlichkeiten täuschen?
All diese Fragen kamen sofort auf und entfachten eine Diskussion um ein Buch, das nun gerade in St. Alban gelesen wird. Drei Exemplare wurden uns, zusätzlich zu einer großen Bücherkiste fürs Kinderheim, vom Fischer Verlag zur Verfügung gestellt und so ist gewährleistet, dass nicht nur gelesen, sondern auch zeitgleich weiter diskutiert werden kann.
Am Ende der Lesenacht heißt es, Danke zu sagen. Danke an Bianca, ohne die dies alles nicht möglich wäre, auch wenn sie die Lesenacht in Dresden begleiten muss. Du warst dabei. Danke an die Verlage Fischer FJB und Sauerländer, ohne die wir nur Salzstangen zum Besprechen gehabt hätten und Danke an Grit Kästing für eine tolle Lesezeichen-Überraschung. Und Danke an unsere Leser, die alle Kids von St. Alban ins Herz geschlossen haben und uns mit Rat und Tat unterstützen..
Und natürlich Danke an Schwester Anna und die Kids von St. Alban für die tollen Gespräche, eure Offenheit und den großen Bücherspaß, den wir in euren heiligen Hallen genießen dürfen. Am 29. Mai machen wir weiter. Gemeinsam mit Peggy Steike geht es dann um ein sehr wichtiges Thema. Der Holocaust in Wort und Bild… ein gemeinsames Projekt.
Bis dann 😉